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Alwin Nachtweh

Vom Reichstag bis Checkpoint Charlie

Sonntags am Reichstag, das sieht ähnlich aus wie heute.

Die Massen strömen zu diesem symbolträchtigen Gebäude. Aber eine kleine unscheinbare Mauer, stahl ihm die Schau. Der Reichstag verdrängte die Mauer erst als Christo ihn verpackte. An diesem schönen Wintertag wollten die Besucher nur das Eine, ein Mauerstück.

Die “Händler” bildeten eine lange Schlange vor der Mauer, die am Reichstag auf der Rückseite verlief. Ich kann mich gar nicht erinnern, ob ich damals was verkauft habe oder nicht. Den ganzenTag beobachtete ich die vorbei ziehenden Menschenmassen.

Direkt neben mir in der Reihe hatten sich zwei Studenten aus Ost-Berlin niedergelassen und waren guter Dinge. Hatten sie doch eine Bombenidee dabei. Sie hatten die offiziellen Bilder Honeckers aus dem Amtsstuben einfach überpinselt und waren überzeugt, es wird ein Hit.Nach einer Weile, konnte ich an den Reaktionen der vorüber Gehenden erkennen, ob jemand aus dem Osten oder aus dem Westen kam.

Am Brandenburger Tor war es dagegen langweilig. Man hatte inzwischen die Quadriga zur Generalüberholung abtransportiert.

Zwischen dem Reichstag und dem Brandenburger Tor sah die Mauer inzwischen etwas durchlöchert aus. Auch hier werden die Mauerstücke inzwischen vom Tapetentisch verkauft.

Interessant war es am Potsdamer Platz. Hier war noch die Versuchsstrecke der Magnetbahn zu sehen. Hinten die Philharmonie und das damals alleinstehende “Weinhaus Huth”, im Vordergrund, Mauerkronen.

Neben im Bild, das ist der Teil des Potsdamer Platzes, wo genau dieses Teilstück der Mauer, noch heute zu sehen ist.

Auch hier fand eine jahrelange Auseinandersetzung zwischen den zuständigen Berliner Instanzen und einer Privatperson statt.

  Ohne die Bemühungen von Erich Stanke, wäre auch der Potsdamer Platz, gänzlich ohne Mauer. Das Bild neben zeigt nochmal diesen Mauerabschnitt mit dem Blick in Richtung Reichstag. Der Verlauf der Beleuchtungsanlagen entspricht dem Verlauf der Stresemannstraße, die ja direkt in den Potsdamer Platz einmündet.

Was hier (links) wie ein Gefängnis aussieht, ist das heutige Finanzministerium von der Niederkirchnerstraße aus gesehen. Zu DDR-Zeiten, Haus der Ministerien und eine “Epoche” davor, Reichsluftfahrtsministerium. Die Hofmauer wurde hier als zweite Mauer, die “Hinterlandsmauer”, eingesetzt. so schauen wir aus dem Todesstreifen auf das geschichtsträchtige Gebäude. Hier gab es auch eine spektakuläre Flucht, die in der Ausstellung der Arbeitsgemeinschaft 13. August e.V. nur wenige Meter entfernt am Checkpoint Charlie zu sehen ist. Auf der anderen Seite des Gebäudes in der Leipziger Straße, fand die große Demonstration am 17. Juni 1953 statt. Mehr Geschichte geht nicht auf so kurzer Strecke.

Bild unten: Todesstreifen in der Zimmerstraße mit Blick auf das legendäre E-Werk und die “Hinterlandsmauer”.

Oben: Vor der Mauer ein junger Grenzer mit dem Blick in den Streifen des Todes. Das Foto zeigt die Zimmerstraße mit Blick auf das Finanzministerium. Standpunkt ist der Checkpoint Charlie.

Fotos: mauer-specht.de


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Das Gedächtnis der
Steine
von David Ensikat
 Aus dem Tagesspiegel,
Seite 3,
13. August 2003!